Calanda, normiert
Calanda, normiert
● Juni 2019
YES YES NO YES
Werkschau, Hochschule Luzern – Design & Kunst
● Dezember 2021
Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler
Bündner Kunstmuseum Chur
Installation, Performance
Gestein vom Calanda Gebirgsmassiv (Untervaz GR);
gemahlen, gemischt und mit Wasser zu Durchschnittsgestein geformt.
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Kann eine Landschaft authentisch dargestellt werden mit Materialien, die nicht aus ihr stammen? Wie kann sie authentisch dargestellt werden? Und was bedeutet «authentisch»?
Materialien sind Erinnerungskörper, die Zeugen aller Ereignissen sind, die sich in ihrer Gegenwart ereignet haben. So sind sie selbst bereits eine Porträtierung «ihrer» Landschaft, denn sie waren selbst Teil von ihr. Kein Gemälde der Welt, das aus künstlich erzeugten Laborfarben besteht, könnte es jemals besser tun.
Ich sammelte Gestein von vielen verschiedenen Stellen des Bergs Calanda, an dessen Fuss ich aufgewachsen bin, zermahlte es zu Staub, machte es uniform. Ich reduzierte alle Komponenten des Gesteins auf einen Durchschnittswert. Alle Aspekte und Werte und alle Extreme des Gesteins sind gleichmässig verteilt und lassen sich durch diesen Durchschnitt darstellen. Sinnbildlich dazu kann gesagt werden, dass Grau ist in der Lage ist, Schwarz sowie Weiss darzustellen, jedoch kann Weiss nicht Schwarz darstellen und umgekehrt.
Das Steinmehl formte ich ausschliesslich durch Zugabe von Wasser und mit der Handvoll als Masseinheit zu «materialnormiertem Gestein». Das Wasser verdunstete und zurück blieb reiner Gesteinsstaub, ohne weiteres Material, das seine Herkunft verfälscht hätte. Das Gestein wurde so zu «materialnormiertem, durchschnittlichem Calanda-Gestein».
Calanda, normiert wurde ein erstes Mal in der Abschlussausstellung YES YES NO YES des Bachelorstudiengangs Kunst & Vermittlung der Hochschule Luzern als Installation gezeigt. Sie wurde einige Tage davor aufgebaut und die Besucher*innen betrachteten die getrockneten Steine.
Die Arbeit wurde ein zweites Mal in der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler im Bündner Kunstmuseum Chur gezeigt. An der Vernissage zeigte ich den Besucher*innen performativ, wie ich die Steine formte und sie platzierte. Zusätzlich zum «Durchschnittsgestein» blieben die entstandenen, staubigen Fussspuren zurück, die darauf hindeuteten, wie ich mich zwischen den Steinen bewegte und meinen Weg fand.
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Fotos: Romano Zaugg, Remo Derungs